Wesentliche Risikogruppen
Risiken, die zu Abweichungen von der erwarteten Unternehmensentwicklung führen können, zeigt die nachfolgende Übersicht in den zehn wesentlichsten Risikogruppen gemessen an der aggregierten Risikoposition. Die TOP-10 Risikogruppen bewegen sich mit ihrer jeweiligen aggregierten Risikoposition in einer Bandbreite zwischen 90 Mio € und 330 Mio €. Die jeweilige Auswirkung der Risikogruppe, basierend auf deren Anteil an unserer aggregierten Gesamtrisikoposition, wird ebenfalls in der Tabelle dargestellt. Nachfolgend werden diese Risikogruppen sowie die jeweiligen wesentlichen Risiken je Risikogruppe, die wesentliche Veränderung gegenüber dem Vorjahr sowie die Maßnahmen der Risikobegrenzung im Einzelnen dargestellt.
Finanzierung im Gesundheitswesen, Innovation und Wettbewerb
In unserem weitgehend reglementierten Geschäftsumfeld können sich Gesetzesänderungen, speziell auch in Bezug auf Kostenerstattungen, einschneidend auf unseren Geschäftserfolg auswirken. Nationale Gesundheitssysteme sind sehr unterschiedlich finanziert. Besonders Änderungen in den Erstattungssystemen und Preisgestaltungen würden zu erheblichen Auswirkungen auf unsere Vermögens-, Finanz- und Ertragslage führen. Die folgenden Risiken sind wesentliche Bestandteile dieser Risikogruppe. In China stellen der zunehmende Wettbewerb über die Ausweitung von Tenderverfahren und damit verbunden die Senkung von Arzneimittelpreisen wesentliche Risiken dar.
# |
|
Risikogruppen |
|
Auswirkung auf die aggregierte Gesamtrisikoposition |
---|---|---|---|---|
1 |
|
Finanzierung im Gesundheitswesen, Innovation und Wettbewerb |
|
Hoch |
2 |
|
Produktion & Services |
|
Moderat |
3 |
|
Vertrieb, Kunden und Produktstrategie |
|
Moderat |
4 |
|
Recht |
|
Moderat |
5 |
|
Compliance |
|
Moderat |
6 |
|
Finanzen |
|
Moderat |
7 |
|
Cybersicherheit |
|
Gering |
8 |
|
Qualität |
|
Gering |
9 |
|
Lieferkette |
|
Gering |
10 |
|
Personal |
|
Gering |
Eine weitere Ausweitung von Tendern auf nationaler Ebene sogenannte „National Volume-based Procurement“ (NVBP) und von Tendern auf der Ebene von Provinzen sog. „Provincial Volume-based Procurement“ (PVBP) werden als wahrscheinlich eingeschätzt und könnten schwerwiegende Auswirkungen haben. Diesen Risiken begegnen wir mit Initiativen zu Kosteneinsparungen und Effizienzgewinnen in der Vertriebsorganisation und in der Produktion. Darüber hinaus beobachten wir die einzelnen Entwicklungen auf Landes- sowie Provinzebene genau.
In den USA und in Europa können vor allem Änderungen im Erstattungssystem, aufgrund des hohen Anteils am Umsatz des Segments Kabi, unser Geschäft erheblich beeinflussen. Änderungen der Gesetzgebung, der Erstattungspraxis und der Gesundheitsversorgungsprogramme könnten den Umfang der Erstattungen für Dienstleistungen, den Umfang des Versicherungsschutzes und das Produktgeschäft beeinflussen. Dies wird als mögliches Risiko mit wesentlichen nachteiligen Auswirkungen auf unsere Geschäftstätigkeit sowie auf unsere Vermögens-, Finanz- und Ertragslage bewertet.
Wir begegnen diesen Risiken mit einer frühzeitigen Überwachung möglicher Änderungen an Erstattungssystemen und reagieren dann frühzeitig mit Leistungssteigerungen und Kostenreduktion, um dem entgegenzuwirken.
Im Krankenhausmarkt in Deutschland soll das aktuelle System der rein mengenabhängigen Vergütung über Fallpauschalen im Rahmen der Krankenhausstrukturreform in ein gemischtes Vergütungssystem überführt werden. So ist geplant, die Vergütung nach Fallpauschalen auf 40 % zu begrenzen. Durchschnittlich 60 % der Vergütung sollen zukünftig über sogenannte Vorhaltepauschalen (inklusive Pflegebudget) leistungsunabhängig verteilt werden.
Die Höhe der Vorhaltefinanzierung soll an Leistungsgruppen gekoppelt werden, die den einzelnen Krankenhäusern von den Ländern zugewiesen werden und die Einhaltung festgelegter Kriterien voraussetzen. So soll u. a. sichergestellt werden, dass komplizierte Behandlungen nur noch in Krankenhäusern durchgeführt werden, die eine entsprechende personelle und technische Ausstattung vorhalten. Je nach Leistungsgruppe und damit Relevanz erhalten die Krankenhäuser finanzielle Mittel. Die genauen finanziellen Auswirkungen der Reform auf die Helios-Kliniken lassen sich aktuell nicht quantifizieren, da wesentliche Angaben, vor allem zur geplanten Zuordnung der Leistungsgruppen, noch nicht bekannt sind. Diese Unsicherheit wird als unwahrscheinlich mit einer mittleren Auswirkung bewertet.
Die Anforderungen der Krankenhausstrukturreform bestätigen die bereits seit Jahren bei Helios angestoßenen Initiativen der Cluster- und Schwerpunktbildung. Insbesondere positiv zu betrachten ist der Fokus auf mehr ambulante Versorgung bzw. mehr Flexibilisierung sowie fachliche Spezialisierung.
Im Rahmen des Pflegepersonal-Stärkungsgesetzes (PpSG) wurden die Pflegekosten aus den Fallpauschalen (DRG) herausgenommen und die Kosten der patientennahen Pflege über separate Pflegebudgets vollständig von den Krankenkassen erstattet. Potenzielle Abschläge auf unsere Forderungen, die aus fortlaufenden Verhandlungen mit den Kostenträgern resultieren, stellen hier ein mögliches Risiko mit wesentlicher Auswirkung für die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage dar.
Wir planen weitere Verhandlungen mit den Kostenträgern und nutzen hier einen strategischen Ansatz, um den Vorteil einer kurzfristigeren Generierung von Liquidität mit dem Nachteil eines Abschlags auf unsere Forderungen abzuwägen.
Im Bereich Gesundheitsdienstleistungen sind zahlreiche Wettbewerber tätig, von denen einige über beträchtliche Ressourcen in den Bereichen Finanzen, Marketing oder Forschung und Entwicklung verfügen. Ein verschärfter Wettbewerb, u. a. im Bereich generischer I.V.-Arzneimittel sowie in Bezug auf technische Anlagen der Plasmapherese, kann sich weiterhin mit einer möglichen bis wahrscheinlichen Wahrscheinlichkeit mit niedriger Auswirkung nachteilig auf die Preisgestaltung und den Verkauf unserer Produkte und Dienstleistungen auswirken.
In den USA verkauft Fresenius Kabi nahezu alle injizierbaren pharmazeutischen Produkte mittels Vereinbarungen mit Einkaufskooperationen, sogenannten „Group Purchasing Organizations“ (GPOs) und Distributoren. Die GPOs haben auch mit anderen Herstellern Verträge abgeschlossen und der Bieterprozess ist sehr wettbewerbsintensiv. So werden beispielsweise bevorstehende Neuverhandlungen unserer Vertriebsvereinbarungen als unwahrscheinlich bis möglich und potenziell mittel bis schwerwiegend für einzelne Produkte eingeschätzt.
Darüber hinaus kann die Einführung neuer Produkte und Dienstleistungen oder die Entwicklung überlegener Technologien durch Wettbewerber unsere Produkte und Dienstleistungen weniger wettbewerbsfähig oder unwahrscheinlicher Weise gar überflüssig machen und damit ihren Absatz, die Preise der Produkte und den Umfang der Dienstleistungen wesentlich nachteilig beeinflussen.
Um unsere Wettbewerbsfähigkeit dauerhaft zu gewährleisten und möglichen Wettbewerbs- und Innovationsrisiken entgegenzuwirken, arbeiten wir eng mit Medizinerinnen und Medizinern sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zusammen. Wichtige technologische und pharmazeutische Innovationen sollen durch diese Zusammenarbeit frühzeitig aufgegriffen und weiterentwickelt werden, gegebenenfalls auch durch Anpassung unserer Unternehmensstrategie. Darüber hinaus sichern wir unsere Wettbewerbsfähigkeit durch kontinuierliche Analysen unseres Marktumfelds und der gesetzlichen Rahmenbedingungen. Das Marktgeschehen, insbesondere die Produkte unserer Wettbewerber, beobachten wir umfassend. Das Zusammenspiel der verschiedenen technischen, medizinischen und akademischen Einrichtungen unseres Konzerns sichert ebenfalls unsere Wettbewerbsfähigkeit.
Insgesamt haben diese beschriebenen Risiken zu einer Erhöhung der aggregierten Risikoposition der Risikogruppe beigetragen.
Produktion und Services
Risiken, die im Zusammenhang mit der Produktion unserer lebensnotwendigen Produkte, bei der Serviceerbringung an unsere Patientinnen und Patienten oder im Projektgeschäft entstehen können, haben einen wesentlichen Einfluss auf Fresenius.
Dies betrifft vor allem Risiken im direkten Zusammenhang mit unserer Produktion, wie z. B. potenzielle Produktionsausfälle, Verzögerungen bei der Inbetriebnahme neuer Produktionskapazitäten oder Einschränkungen bestehender Produktionskapazitäten nach Unterbrechungen. Um die Risiken solcher Ausfälle weitestgehend zu minimieren, arbeiten wir kontinuierlich daran, unser Business-Continuity-Management zu verbessern und somit potenzielle Schäden im Rahmen unserer Produktions- und Wertschöpfungskette zu verringern. Diese Risiken werden mit einer möglichen Eintrittswahrscheinlichkeit und mit einer potenziell mittleren bis schwerwiegenden Auswirkung eingeschätzt.
Darüber hinaus können sich Lieferverzögerungen negativ auf unsere Vermögens-, Finanz- und Ertragslage auswirken. Anhaltende Lieferrückstände und Lieferausfälle bergen neben den direkten finanziellen Risiken, wie z. B. Umsatzeinbußen oder Vertragsstrafen, ein hohes Reputationsrisiko und können zu Nachteilen bei zukünftigen Ausschreibungen führen. Diese Risiken werden als fast sicher mit einer mittleren Auswirkung bewertet. Um dem Aufkommen von Lieferengpässen entgegenzuwirken, investieren wir bereits in den Aufbau weiterer Produktionskapazitäten und überwachen unsere Lieferwege kontinuierlich, um so rechtzeitig auf etwaige Verzögerungen reagieren zu können.
Aus der Abwicklung des internationalen Projektgeschäfts bei Fresenius Vamed entstehen diverse operative Risiken. Dies betrifft mögliche Risiken im Zusammenhang mit Projektabwicklungskosten, der Abwanderung von Schlüsselmitarbeitern, der Beendigung wichtiger Lieferantenbeziehungen oder unerwarteten Projektverzögerungen und Risiken fehlenden Personals die mittlere bis schwerwiegende Auswirkungen auf unsere Vermögens- Finanz-, und Ertragslage haben können. Insgesamt haben diese Risiken zu einer deutlichen Erhöhung der aggregierten Risikoposition der Risikogruppe beigetragen.
Vertrieb, Kunden und Produktstrategie
Langfristig zielt Fresenius darauf ab, seine Position als einer der führenden internationalen Anbieter von Gesundheitsprodukten und -dienstleistungen auszubauen. In den vergangenen Jahren haben wir unser Unternehmen entlang unserer Wertschöpfungskette vergrößert und somit die globale Verfügbarkeit unserer Produkte und Dienstleistungen erweitert.
Während Fresenius Kabi eine breite Palette an unterschiedlichen Produkten weltweit anbietet, werden viele dieser Produkte vor allem in den USA exklusiv über einen oder wenige Anbieter vertrieben, wodurch eine besondere Abhängigkeit von diesen Abnehmern entsteht. Es besteht somit das Risiko, dass diese Abnehmer ihre Marktstellung ausnutzen, um Anpassungen in der Preisgestaltung zu erzwingen, dies führt zu unwahrscheinlichen bis möglichen Risiken mit mittleren bis wesentlichen Auswirkungen auf unsere Vermögens-, Finanz- und Ertragslage. Um eine starke Abhängigkeit von einzelnen Abnehmern möglichst zu vermeiden, überwachen wir kontinuierlich unsere Kundenstruktur, stellen uns mit unserem Produktangebot diversifiziert auf und verhandeln Abnahmeverträge im Voraus und für langfristige Zeiträume.
Für Helios Deutschland stellt eine potenzielle Abweichung von den geplanten Fallzahlen ein Umsatzrisiko dar. Aus der laufenden Beobachtung der Fallzahlenentwicklung ergibt sich ein wahrscheinliches Risiko mit wesentlicher Auswirkung. Um diesem Risiko entgegenzuwirken, baut Helios Deutschland die Attraktivität seiner Kliniken durch eine Vielzahl von Initiativen weiter aus.
Um auf dem Gesundheitsmarkt weiterhin profitabel zu bleiben, hat Fresenius Kabi in jüngster Vergangenheit eine Reihe neuer Produkte eingeführt und plant auch weiterhin mit der Markteinführung neuer Angebote. Für solche Produktneueinführungen besteht jedoch weiterhin das Risiko, dass sich der Markteintritt verzögert, oder aber, dass Produkte nach Markteinführung nicht in den prognostizierten Absatzmengen vom Markt aufgenommen werden. Solche Markteintrittsverzögerungen und Absatzdefizite neuer Produkte sind möglich und könnten niedrige Auswirkungen auf unsere Vermögens-, Finanz- und Ertragslage haben. Insgesamt haben diese Risiken zu einer Erhöhung der aggregierten Risikoposition der Risikogruppe beigetragen.
Recht
Der Fresenius-Konzern ist regelmäßig in Klagen, Rechtsstreitigkeiten, behördliche und steuerbehördliche Prüfungen, Ermittlungen und sonstige Rechtsangelegenheiten involviert, die sich größtenteils aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit der Erbringung von Dienstleistungen und Lieferung von Produkten im Gesundheitswesen ergeben. Diese Risiken werden fortlaufend identifiziert, bewertet und wenn wesentlich berichtet. Dies beinhaltet auch Risiken, die aus einer unklaren Rechtslage entstehen, wie z. B. die Gesetzgebung rund um die erfolgten Energiepreiskompensationszahlungen für die Jahre 2022 und 2023. Diese Risiken werden als unwahrscheinlich mit einer potenziell schwerwiegenden Auswirkung eingeschätzt und haben zu einer insgesamt gestiegenen Risikoposition geführt. Fresenius überwacht kontinuierlich die Entwicklung von Gesetzen und Gesetzesvorhaben und zieht gegebenenfalls auch externe Stellen wie z. B. Rechtsanwaltsgesellschaften hinzu.
Compliance
Die Geschäftstätigkeit von Fresenius unterliegt in nahezu allen Ländern umfassenden staatlichen Regulierungen und Kontrollen. Darüber hinaus hat Fresenius weitere allgemein anwendbare Rechtsvorschriften zu beachten, die sich von Land zu Land unterscheiden. Neue Regulierungen insbesondere aus der Europäischen Union, speziell im Bereich von potenziellen Umweltverstößen zusammen mit einem möglichen umsatzbasierten Bußgeld aus einem Unternehmensstrafrecht, ergeben ein unwahrscheinliches Risiko das schwerwiegende Auswirkungen haben könnte.
Weitere mögliche Risiken mit potenziell wesentlichen bis schwerwiegenden Auswirkungen werden zudem regelmäßig im Rahmen von Compliance-Untersuchungen betrachtet. Auch im Rahmen des Zurückfahrens des internationalen Projektgeschäfts werden potenzielle Gesetzesverstöße regelmäßig untersucht.
Bei Fresenius sind in jedem Unternehmensbereich risikoorientierte Compliance-Management-Systeme implementiert. Diese Systeme berücksichtigen die Märkte, in denen der jeweilige Unternehmensbereich tätig ist, und sind auf die spezifischen Anforderungen des Unternehmensbereichs zugeschnitten. Mit unseren Compliance-Programmen setzen wir verbindliche Vorgaben für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wir gehen davon aus, dass wir ausreichend Vorsorge dafür getroffen haben, dass die nationalen und internationalen Regeln beachtet und eingehalten werden. Dennoch kann auch bei einem umfassenden Compliance-Programm ein individuelles Fehlverhalten einzelner Mitarbeiter oder Vertragspartner nicht ausgeschlossen werden, das dem Unternehmen Schaden zufügen könnte. Insgesamt führte dies zu einer Erhöhung der aggregierten Risikoposition der Risikogruppe.
Finanzen
Aus unserer globalen Ausrichtung ergeben sich vielfältige Fremdwährungsrisiken. Aus der Finanzierung der Geschäftstätigkeit können sich darüber hinaus Zinsänderungsrisiken ergeben, die auch die Werthaltigkeit unserer Vermögenswerte, insbesondere Firmenwerte, beeinträchtigen können.
Angesichts des starken US-Geschäfts spielt dabei das Verhältnis zwischen US-Dollar und Euro eine besondere Rolle. Fremdwährungs- und Zinsänderungsrisiken sind möglich bis wahrscheinlich und stellen jeweils eine potenziell mittlere Auswirkung auf die aggregierte Risikoposition für die Risikogruppe dar.
Um diese Risiken zu begrenzen, setzen wir u. a. derivative Finanzinstrumente ein. Wir beschränken uns auf marktgängige, außerbörslich gehandelte Instrumente und nutzen sie ausschließlich zur Sicherung von Grundgeschäften, nicht zu Handels- oder Spekulationszwecken.
Zudem verfügen wir als global agierendes Unternehmen über Produktionskapazitäten in allen wesentlichen Fremdwährungsräumen. Weitere Informationen zum Management des Fremdwährungsrisikos und des Zinsänderungsrisikos finden Sie im Konzern-Anhang auf den Seiten 380 f.
Im Rahmen des strukturierten Ausstiegs und des Zurückfahrens des internationalen Projektgeschäfts bei Fresenius Vamed besteht das Risiko, dass Garantiezusagen, die in Projekten von externen Parteien gegeben wurden, gezogen werden könnten. Dieses unwahrscheinliche Risiko mit schwerwiegenden Auswirkungen erhöht sich insbesondere, sollte Vamed im Projektverlauf zu sehr in Verzug geraten. Somit würden Rückzahlungsansprüche entstehen.
Als börsennotiertes Unternehmen ist Fresenius verpflichtet, regelmäßig (vierteljährlich) Finanzberichte in Übereinstimmung mit den aktuellen IFRS-Vorschriften zu veröffentlichen. Es besteht daher ein Risiko, dass Fresenius die aktuellen IFRS-Vorschriften nicht einhält und / oder unsere Berichte aufgrund von Bilanzierungsfehlern keine wahrheitsgetreue und faire Finanzberichterstattung darstellen. Zusätzlich entstehen für Fresenius Risiken aufgrund von Vorschriften der nichtfinanziellen Berichterstattung. In diesem Jahr werden die Richtlinien zur Nachhaltigkeitsberichterstattung für Unternehmen und die entsprechenden, umfangreichen europäischen Standards zur Nachhaltigkeitsberichterstattung für Fresenius verbindlich. Um die hohen qualitativen Anforderungen an unsere Finanzberichterstattung weiterhin vollumfänglich zu erfüllen, beobachten wir Änderungen in der Rechnungslegung sehr genau und stellen durch harmonisierte Bilanzierungsvorgaben weiterhin eine hohe Qualität unserer Abschlüsse sicher. Risiken im Zusammenhang mit unserer Berichterstattung sehen wir unverändert als unwahrscheinlich mit wesentlichen Auswirkungen an. Insgesamt erhöht sich die aggregierte Risikoposition der Risikogruppe.
Weitere Informationen zu den Finanzrisiken sind im Konzern-Anhang enthalten.
Cybersicherheit
Digitale Informationen sind für uns als einen der führenden Gesundheitskonzerne ein Eckpfeiler und ein Wegbereiter für unser weltweites Geschäft. Fresenius digitalisiert kontinuierlich die Prozesse, erschließt mit digitalen Produktlösungen neue Märkte und berücksichtigt dabei, dass die Digitalisierung mit Cyberrisiken verbunden ist, die die Vertraulichkeit, Integrität oder Verfügbarkeit beeinträchtigen können.
Zu den wesentlichen Risiken, die Fresenius ganzheitlich betreffen, zählen sowohl der Diebstahl und die Offenlegung von Personen- und Patientendaten sowie vertraulicher Geschäftsgeheimnisse als auch Angriffe und damit einhergehende Ausfälle unserer IT-Infrastrukturen und Applikationen, z. B. durch Schadsoftware oder die gezielte Manipulation von Daten. Darüber hinaus bestehen Cyberrisiken im Zusammenhang mit den Geschäftsaktivitäten unserer jeweiligen Unternehmensbereiche: Im Produktgeschäft beziehen sich diese auf die Unterbrechung von Produktions- und Logistikprozessen und den Diebstahl von geistigem Eigentum. In unseren Gesundheitseinrichtungen beziehen sich die Cyberrisiken auf die Patientinnen und Patienten, deren Gesundheitsdaten sowie die verwendeten Medizinprodukte. Die Nichtverfügbarkeit von IT-Systemen in kritischen Situationen oder die Kompromittierung von medizinischen Geräten könnten die Patientensicherheit und Behandlungseffektivität negativ beeinträchtigen und werden als unwahrscheinlich bis möglich mit potentiell schwerwiegenden Auswirkungen bewertet.
Durch den Verlust sensibler Daten oder die Nichteinhaltung von Gesetzen, Bestimmungen und Standards könnte unsere Stellung im Wettbewerb, unsere Reputation sowie das gesamte Unternehmen Schaden nehmen. Ferner könnten gegen Fresenius oder eine der Konzerngesellschaften erhebliche Geldbußen im Fall eines Gesetzesverstoßes verhängt werden.
Unsere Stakeholder setzen großes Vertrauen in die Cybersicherheit unserer Produkte und Dienstleistungen. Um Cyberrisiken zu minimieren, haben wir Sicherheitsarchitekturen und -konzepte implementiert, die präventive, detektive und reaktive Maßnahmen umfassen. Cyberbedrohungen können wir u. a. durch Überwachungsmechanismen in unseren Netzwerken wie auch auf unseren Endgeräten, wie Desktops, Servern und mobilen Geräten, frühzeitig erkennen. Die Sicherheit von Anwendungen, die sensible Patienten- oder personenbezogene Daten verarbeiten, wird regelmäßig durch sogenannte Penetrationstests und Red-Teaming-Übungen überprüft, die gezielte Angriffe simulieren. Kritische Systeme, wie zentrale Kommunikationssysteme oder klinische Informationssysteme, unterliegen speziellen Schutzkonzepten, die z. B. den Ausfall eines Systems aufwiegen können. Unsere aggregierte Risikoposition in diesem Bereich hat sich im Vergleich zum Vorjahr nicht verändert.
Qualität
Die Qualität unserer Produkte, Dienstleistungen und Therapien ist Voraussetzung für eine optimale medizinische Versorgung. Zum Wohl der Patientinnen und Patienten und zum Schutz unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter legen wir daher an alle Prozessabläufe höchste Qualitäts- und Sicherheitsmaßstäbe an. Dennoch kann es unter Umständen zu Verletzungen von Produktionsvorschriften und Qualitätsdefiziten in unserer Produktion, z. B. durch ein Verbot kritischer Ausgangsstoffe (z. B. PFAS) oder Mängel im Forschungs- und Entwicklungsprozess, kommen. Dies wird als unwahrscheinlich mit potentiell schwerwiegenden Auswirkungen eingeschätzt. Weiterhin können wesentliche Risiken durch den hochkomplexen Transfer von Technologien entstehen, die wir von externen Partnern in unsere eigene Produktionsumgebung übertragen. Die Wahrscheinlichkeit hierfür wird als möglich bewertet.
Die Nichteinhaltung von Anforderungen der Aufsichtsbehörden in unseren Produktionsstätten oder bei unseren Lieferanten könnte regulatorische Maßnahmen zur Folge haben, u. a. Warning Letters, Produktrückrufe, Produktionsunterbrechungen, Geldstrafen oder Verzögerungen bei der Zulassung neuer Produkte. Jede dieser Maßnahmen könnte unsere Reputation schädigen sowie unsere Fähigkeit möglicherweise beeinträchtigen, Umsatz zu generieren, und wesentliche Kosten verursachen.
Die Einhaltung von Produktspezifikationen und Produktionsvorschriften stellen wir durch unsere Qualitätsmanagementsysteme sicher. Diese sind u. a. gemäß den international anerkannten Qualitätsnormen ISO 9001 sowie ISO 13485 strukturiert und berücksichtigen relevante internationale und nationale Regularien. Wir setzen sie mithilfe von internen Richtlinien wie Qualitätshandbüchern und Verfahrensanweisungen um und überprüfen deren Einhaltung regelmäßig durch interne und externe Audits an Produktionsstandorten und in Vertriebsgesellschaften. Dies umfasst alle Anforderungen und Vorschriften von der Leitung und Verwaltung über die Produktherstellung und die klinischen Dienstleistungen bis hin zur Patientenzufriedenheit. Unsere Produktionsstätten erfüllen die Anforderungen zu „Good Manufacturing Practice“ ihrer jeweiligen Absatzmärkte. Sie werden von lokalen Gesundheitsbehörden wie beispielsweise der U.S. Food and Drug Administration (FDA) oder der European Medicines Agency (EMA) und anderen Behörden überprüft. Stellt eine Behörde dabei Mängel fest, ergreift Fresenius umgehend umfassende und geeignete Korrekturmaßnahmen.
Mit dem Frühwarnsystem evaluiert Fresenius qualitätsrelevante Informationen aus verschiedenen Risikofeldern, um frühzeitig Risiken zu identifizieren und Vorsorge- oder risikomitigierende Maßnahmen einzuleiten. Fresenius Kabi nutzt dafür z. B. weltweit verantwortliche Sicherheitsbeauftragte, Datenbanken, in denen Reklamationen und Nebenwirkungen erfasst werden, interne und externe Audits sowie Kennzahlen, die der internen Steuerung und Optimierung der Qualitätsprozesse dienen. Auf diese Weise können Sicherheitsprofile der Produkte weltweit erstellt und bewertet werden.
Als risikominimierende Maßnahme werden z. B. Produktrückrufe in Zusammenarbeit mit der zuständigen Aufsichtsbehörde initiiert; gleichzeitig wird die Ursache für den Rückruf genau analysiert. Gegebenenfalls werden korrigierende Maßnahmen eingeleitet, um die Umstände, die zum Rückruf geführt haben, in Zukunft zu vermeiden. Unsere aggregierte Risikoposition in diesem Bereich hat sich leicht erhöht.
Lieferkette
In der Lieferkette entstehen mögliche Risiken hauptsächlich aus Preissteigerungen, Abhängigkeiten von einzelnen Lieferanten oder der mangelnden Verfügbarkeit von Rohstoffen und Gütern durch unterbrochene Lieferketten. Vor allem eine Abhängigkeit von einzelnen Lieferanten für bestimmte Produkte oder Dienstleistungen kann bei Beendigung des Vertragsverhältnisses eine jeweils mögliche bis wahrscheinliche mittlere Auswirkung auf unsere Vermögens-, Finanz- und Ertragslage auslösen. Dem begegnen wir mit einer entsprechenden breiten Auswahl unserer Lieferanten, mit langfristigen Rahmenverträgen sowie mit der Bündelung der zu beschaffenden Mengen im Konzern.
Wir beziehen ausschließlich qualitativ hochwertige Produkte von qualifizierten Lieferanten, deren Sicherheit und Eignung erwiesen ist und die unseren Spezifikationen und Anforderungen entsprechen. So berücksichtigen wir bei der Evaluierung unserer Risiken und bei unseren Steuerungsmaßnahmen auch neue Anforderungen und gesetzliche Rahmenbedingungen, wie beispielsweise das 2023 in Deutschland in Kraft getretene Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz. Die aggregierte Risikoposition im Bereich Lieferkette hat sich leicht rückläufig entwickelt.
Personal
Der allgemeine Fachkräftemangel sowie die adäquate Bindung von qualifiziertem Personal stellen auch für den Fresenius-Konzern wahrscheinliche Herausforderungen mit mittleren Auswirkungen dar. Dies betrifft insbesondere unser medizinisches Personal sowie Fachkräfte im Bereich des internationalen Projektgeschäftes von Vamed. Um hier Risiken im internationalen Projektgeschäft besser erfassen und steuern zu können, bewertet Vamed potenzielle Personalengpässe direkt auf Ebene der einzelnen Projekte.
Um diesen Herausforderungen im Allgemeinen zu entgegnen, wirkt Fresenius zusätzlich durch geeignete Maßnahmen im Employer Branding und bei der Rekrutierung, Bindung und Weiterentwicklung von Fachkräften entgegen.
Zur Steigerung der Bekanntheit und Attraktivität der Fresenius-Gruppe setzen wir im Employer Branding auf einen Mix aus verschiedenen Formaten. Kernstück ist die mehrfach ausgezeichnete Group-Karriereseite mit den Stellenausschreibungen und Video-, Bild- und Textinformationen über die Fresenius Gruppe. Zudem sind wir auf allen relevanten Social-Media-Kanälen und ausgewählten Online-Portalen zum Thema „Karriere mit Profil“ mit eigenem Karriere-Content vertreten. Um die interne Karriereentwicklung zu fördern und interne Jobmöglichkeiten möglichst transparent zu machen, gibt es das globale interne Stellenportal „stayFresenius“. Wir stärken die Bindung an unser Unternehmen, indem wir unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern attraktive Entwicklungsmöglichkeiten und Sozialleistungen sowie variable Vergütungs- und Arbeitszeitmodelle anbieten. Darüber hinaus fördern wir die internationale und interdisziplinäre Zusammenarbeit. Zur Sicherung einer nachhaltigen Versorgung mit Fachkräften bieten wir z. B. zielgruppenspezifische Programme für akademische Nachwuchskräfte mit anschließenden Bindungsprogrammen sowie umfangreiche Ausbildungsprogramme für Schülerinnen und Schüler. Je nach ihrer Kunden- und Marktstruktur verfolgen unsere Unternehmensbereiche unterschiedliche Konzepte und Maßnahmen zur Personalentwicklung.
Durch die oben beschriebene Verlagerung von Personalrisiken in die einzelnen Projektrisiken hat sich unsere aggregierte Risikoposition in diesem Bereich verringert.