Bahnbrechender Erfolg in der Brustkrebsbehandlung
Fresenius engagiert sich in der Forschung und Entwicklung neuer medizinischer Therapieansätze. Ein aktuelles Beispiel ist eine weltweite Langzeitstudie zu Antikörper-Wirkstoff-Konjugaten (ADCs) in der Brustkrebsbehandlung. Im Gespräch mit Prof. Dr. Michael Untch, Chefarzt und Leiter der Brustkrebszentren in Berlin-Buch, erfahren wir mehr über die vielversprechenden Ergebnisse und das Potenzial dieser neuen Therapie.
Herr Professor Untch, weltweit haben rund 1.500 erkrankte Frauen an der vor zehn Jahren gestarteten Brustkrebsstudie teilgenommen, einige davon haben Sie in Berlin-Buch behandelt. Was sind die wichtigsten Ergebnisse?
Prof. Untch: Die Ergebnisse sind äußerst vielversprechend: 90 % der Frauen, die ein spezielles Medikament erhalten haben, ein sogenanntes Antikörper-Wirkstoff-Konjugat, leben auch nach zehn Jahren noch – ohne Rückfälle oder Metastasen. Das ist besonders bemerkenswert, da diese Frauen an einer besonders aggressiven Art von Brustkrebs litten.
Die Behandlung hat also Patientinnen geholfen, die bislang ein erhöhtes Rückfallrisiko hatten?
Prof. Untch: Tatsächlich hatten viele der Frauen nach herkömmlicher Chemo- und Antikörpertherapie sowie anschließender Operation immer noch vitales, also wachstumsfähiges Tumorgewebe in der Brust oder in den Lymphknoten. Bei neun von zehn Patientinnen, die zusätzlich ein Jahr lang das ADC-Medikament erhalten haben, ist der Brustkrebs heute nicht mehr nachweisbar. Das ist eine echte Revolution und gibt vielen Patientinnen neue Hoffnung.

Wie wirken die ADC-Medikamente?
Prof. Untch: Das in unserer Studie verwendete ADC-Medikament wirkt – im Gegensatz zu anderen Medikamenten – gezielt auf die Krebszellen. Es besteht aus drei Komponenten: einem Antikörper, der die Krebszellen erkennt, einem Wirkstoff, der die Krebszellen zerstört, und einem sogenannten Linker, der beide Komponenten miteinander verbindet. Der Wirkstoff wird erst freigesetzt, wenn das Medikament dank des Antikörpers in die Krebszellen gelangt ist. Das macht die Therapie zusätzlich schonender für den Körper.
Findet das ADC-Medikament quasi automatisch die richtigen Zellen?
Prof. Untch: Das ist korrekt. Es funktioniert so: Der Antikörper erkennt spezielle Merkmale auf der Oberfläche der Krebszellen und führt den Wirkstoff direkt dorthin. Dies erlaubt den Einsatz sehr starker Medikamente, ohne gesunde Zellen zu schädigen.
Was ist aus Ihrer Sicht der nächste große Meilenstein in der Krebstherapie?
Prof. Untch: Wir erleben derzeit ein regelrechtes Rennen zwischen zwei Therapieansätzen: den ADC-Medikamenten auf der einen Seite – und damit verbunden ein eventuell seltenerer Einsatz von klassischer Chemotherapie – und speziellen Impfungen gegen Krebs, also Krebsvakzinen, auf der anderen Seite. Der Ausgang ist noch ungewiss, aber eines steht schon fest: Die Früherkennung von Brustkrebs verbessert sich stetig und die Therapien entwickeln sich kontinuierlich. Dadurch können wir immer mehr Menschen die Aussicht auf Heilung geben.
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