Fresenius stellt medizinische Produkte her und betreibt Gesundheitseinrichtungen, was mit Energieaufwand und damit verbundenen Treibhausgasemissionen einhergeht. In der Produktion müssen z. B. die notwendigen Maschinen und Behälter immer wieder sterilisiert werden und in unseren Krankenhäusern laufen die verschiedensten technischen Anlagen im Dauerbetrieb. Das stellt uns vor besondere Herausforderungen: Einerseits möchten wir so wenig Energie wie möglich verbrauchen. Andererseits müssen wir zu jeder Zeit die Sicherheit der Patientinnen und Patienten in unseren Einrichtungen garantieren und eine stabile Energieversorgung in unserer Produktion gewährleisten.
Extremwetterereignisse als Folge des Klimawandels wirken sich schon heute auf die Arbeits- und Lebensbedingungen unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie der Patientinnen und Patienten aus. Wir handeln jetzt und ergreifen Maßnahmen, sowohl um uns auf diese Risiken einzustellen als auch, um dem Klimawandel entgegenzuwirken.
Wo wir beim Klimaschutz hinwollen
Unsere Klimaziele
- Ziel bis 2030: Senkung unserer gesamten Scope-1- und Scope-2-Emissionen absolut um 50 % (Basisjahr: 2020)
- Ziel bis 2040: Klimaneutralität in Scope 1 und 2
- Ziel bis 2050: Netto-Null-Emissionen in Scope 1, 2 und 3
Unter Scope 1 fallen sog. direkte Emissionen, die wir mit unseren eigenen Geschäftstätigkeiten verursachen. Bei Scope 2 handelt es sich um indirekte, energiebedingte Emissionen; sie fallen also über den Verbrauch von eingekaufter Energie an. Scope 3 bezieht sich auf weitere indirekte Emissionen aus unserer Wertschöpfungskette.
Details zu unseren Zielen finden Sie unter Unsere Nachhaltigkeitsambition.
Wir möchten unserer Verantwortung gerecht werden und zum Ziel des Pariser Klimaabkommens beitragen: Die Erreichung unserer Klimaziele soll dabei unterstützen, die globale Erwärmung auf 1,5 °C zu begrenzen. All unsere Klimaschutzaktivitäten sind auf unser langfristiges Ziel ausgerichtet: Netto-Null bis 2050. Netto-Null bedeutet, dass ein Unternehmen seine vermeidbaren Treibhausgasemissionen reduziert. Die unvermeidbaren Emissionen müssen ausgeglichen werden, indem eine gleichwertige Menge CO2 aus der Atmosphäre entfernt und langfristig gespeichert wird.
Auf unserem Weg zu Netto-Null sind die Scope-3-Emissionen ein entscheidender Faktor. Sie umfassen Treibhausgase, die wir indirekt in unserer vor- und nachgelagerten Wertschöpfungskette freisetzen – etwa, wenn wir Rohstoffe einkaufen, oder durch den Umgang mit unseren verkauften Produkten an ihrem Lebenszyklusende.

Axel Faupel
Head of Sustainability Fresenius Kabi & Group Sustainability Strategy
„Rund 88 % unserer Emissionen entstehen in unserer Wertschöpfungskette. Wenn wir unsere langfristigen Klimaziele erreichen wollen, müssen wir auch diese Emissionen in Zukunft wirksam senken. Die Kollaboration mit Partnern und Stakeholdern der Gesundheitsindustrie ist dafür ein unverzichtbarer Schritt.“
Am richtigen Hebel anpacken – wirksame Dekarbonisierung bei Fresenius
Wir haben die wichtigsten Hebel identifiziert, die dazu beitragen sollen, unsere Klimaziele zu erreichen. Im Mittelpunkt steht dabei, erneuerbare Energien zu nutzen, die Energieeffizienz zu steigern sowie die Produktionstechnologien zu optimieren.
Dekarbonisierungshebel
Mehr erneuerbare Energie nutzen
Unser Energieverbrauch führt bei der Stromerzeugung zu Treibhausgasemissionen. Strom aus erneuerbaren Quellen wie Wasser-, Solar- und Windkraft verursacht jedoch deutlich weniger Treibhausgasemissionen als fossile Energiequellen. Die Herkunft unseres Stroms ist damit entscheidend für die Erreichung unserer Klimaziele. Wir bemühen uns daher, wo immer möglich, Strom aus erneuerbaren Quellen zu beziehen. Zusätzlich erzeugen wir eigenen Strom, z. B. auf Basis von Biomasse, die aus nachwachsenden Rohstoffen wie Holz-Hackschnitzeln und Pellets gewonnen wird. Photovoltaikanlagen an verschiedenen Produktions- und Klinikstandorten ergänzen unsere Stromerzeugung. Bis 2030 wollen wir unseren Strom so weit wie möglich aus erneuerbaren Quellen beziehen.
Tag und Nacht sicher mit Strom versorgt
Energie ist für unsere Produkte und Dienstleistungen elementar – für unsere Patientinnen und Patienten ist sie lebensentscheidend. Bei all unseren Bemühungen, Energie zu sparen, verlieren wir ihre Sicherheit nie aus dem Blick. Um jederzeit eine unterbrechungsfreie Energieversorgung in der direkten Versorgung der Patientinnen und Patienten sicherzustellen, ist in all unseren deutschen und spanischen Krankenhäusern eine Netzersatzanlage vorhanden: Sollte das Stromnetz ausfallen, garantiert sie binnen Sekunden, dass wichtige Geräte und Anlagen am Laufen bleiben.
Energie clever nutzen
Wir möchten Effizienzen in jeglichen Bereichen ausschöpfen. In unseren Gebäuden und bei unseren Prozessen setzen wir dafür auf die Erneuerung unserer Infrastruktur: Wir optimieren den Energieverbrauch von Heizungs-, Lüftungs- und Klimaanlagen (HVAC) kontinuierlich und tauschen alte Bauteile durch effizientere aus.
In der Produktion setzen wir verschiedene Maßnahmen um, die den Energieverbrauch senken. Wir erneuern Technik und Pumpen, beugen Leckagen vor und isolieren Rohre und Ventile zusätzlich. Mit Dampf sterilisieren wir z. B. Rohrleitungen und Geräte für die Medikamentenherstellung – denn Hitze tötet Keime zuverlässig ab. Das Kondensat verwenden wir anschließend erneut.
Linz: Bremsenergie von Zentrifugen nutzen
Unser Produktionsstandort in Linz gewinnt den Wirkstoff Lactulose für Abführmittel. Zentrifugen trennen dafür die Lactose (Milchzucker) von der ursprünglichen Lactulose-Lösung: sie beschleunigen, zentrifugieren und bremsen ab. Das Abbremsen erzeugt Energie, die vollständig in Wärme umgewandelt, aber bislang nicht genutzt wird. Das Team in Linz will dies ändern. Die Idee: eine technische Lösung, durch die die Bremsenergie einer Zentrifuge genutzt werden kann, um eine andere zu beschleunigen. Das Einsparpotenzial am Gesamtstromverbrauch der Anlage liegt bei bis zu 125.000 kWh pro Jahr.

Andere Wege bei Brennstoffen, Technologie und Prozessen einschlagen
Wir wollen uns nach und nach von fossilen Brennstoffen lösen. Dafür wollen wir Energieträger durch erneuerbare Alternativen ersetzen. Wir prüfen auch die Nutzung neuer Technologien wie Wasserstoff und industrielle Wärmepumpen.
In unseren Krankenhäusern stehen u. a. Narkosegase im Fokus. Im OP-Saal genutzte Narkosegase werden über das Abluftsystem an die Außenluft abgegeben – und wirken dort klimaschädlicher als CO2. Sie verursachen einen relevanten Teil der Treibhausgasemissionen einer Klinik. Daher ersetzen wir besonders klimawirksame Narkosegase in unseren Krankenhäusern sukzessive durch umweltfreundlichere Alternativen bzw. setzen auf Recycling.
Friedberg: Heizprozesse neu denken
Am Standort Friedberg beheizen wir das Produktionsgebäude derzeit mit Erdgas. Um die damit verbundenen CO2-Emissionen zu senken, wurde eine Alternative entwickelt: Für die Beheizung soll Wärme wiederverwendet werden, die aus dem Produktionsprozess stammt. Das Heizsystem wird über den Rücklauf des Kühlwassers mit Abwärme versorgt und die zusätzlich benötigte Wärme mittels einer mit Ökostrom betriebenen Wärmepumpe erzeugt. Die Umsetzung ist für das Jahr 2025 geplant.
Geschätzte Einsparungen pro Jahr:
- 1.118.000 kWh Gas
- 200 t CO2-Emissionen
- 1.600 m3 Wasser
Laden statt tanken
Bei unserer Fahrzeugflotte schalten wir für den Klimaschutz in den Vorwärtsgang und bieten auch Elektro-Dienstwagen an. Außerdem ersetzen wir die Fahrzeuge in unserem Werksverkehr teilweise durch elektrisch angetriebene Alternativen. Wir wollen die E-Mobilität direkt bei uns vor der Haustür auch für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ihre privaten Pkw ankurbeln, indem wir Ladesäulen an immer mehr Standorten aufstellen. Auch so können wir helfen, Emissionen zu senken, und unseren Klimazielen näherkommen.

Klimaschutz ist Gesundheitsschutz
Uns ist bewusst, dass der Klimawandel schnelles und entschlossenes Handeln erfordert. Seine Auswirkungen auf unsere Gesundheit spiegeln sich schon heute in unserem Alltag wider: Hitzewellen belasten ältere und erkrankte Menschen im besonderen Maße und können für sie lebensbedrohlich sein. Unsere öffentlichen Krankenhäuser in Spanien erhalten deshalb Warnmeldungen von den Gesundheitsbehörden, wenn die Temperatur auf einen bestimmten Wert ansteigt.
Wenn es lange nicht regnet, bleiben zudem Schadstoffe wie Feinstaub in der Luft – dadurch können Atemwegserkrankungen entstehen oder sich verschlimmern. Dazu kommt, dass manche Insekten von den Witterungs- und Klimaveränderungen profitieren und sich in mehr Regionen als zuvor heimisch fühlen. Mögliche Viren im Gepäck können dafür sorgen, dass sich Infektionskrankheiten weiter ausbreiten. Prävention und Behandlung klimabedingter Erkrankungen sind für uns daher unerlässlich. Mit unserer medizinischen Versorgung tragen wir somit auch zur Anpassung an den Klimawandel bei.